Streuobstgürtel um die Dörfer, Heckenstrukturen in der Feldflur und die extensiv genutzten, artenreichen Wiesen und Weiden, die den Wanderer im Mai-Juni mit ihrer bunten Blütenpracht erfreuen, waren noch vor 50 Jahren die bestimmenden Landschaftselemente im Westerwald.
Seitdem hat sich viel verändert: die mühsame, kleine Landwirtschaft wurde aufgegeben, gut ausgebaute Verkehrswege, vielerorts moderne Wohn- und Gewerbegebiete wurden geschaffen. Aus der „Arme-Leute-Gegend“ ist eine wohlhabende ländliche Region zwischen den Ballungsgebieten um Frankfurt und Köln/Bonn geworden.
Die „idyllischen Ecken“ gibt es noch, aber sie sind seltener geworden. Vor allem in den 80-er Jahren wurden im Westerwaldkreis und speziell auch in der Verbandsgemeinde Rennerod einige dieser Flächen unter Naturschutz gestellt. Die Bekanntesten bei uns sind die Fuchskaute und die Krombachtalsperre, die von vielen Touristen besucht werden. Der Holzbachdurchbruch zwischen Seck und Gemünden hatte bereits 1929 einen Schutzstatus.
Mitzuwirken am Erhalt wertvoller Biotope, sehen wir als eine unserer wichtigsten Aufgaben im Naturschutz vor Ort. So arbeiten wir an den Projekten Streuobstwiese Rennerod, Viehweide Neustadt und Weiher am Alten Kurhaus Seck. Neben ihrer Tätigkeit im Vorstand unserer Ortsgruppe haben Peter Klein, Hans-Dieter Jung und nach ihm Frank Ebendorff die ehrenamtliche Tätigkeit übernommen, eines der Naturschutzgebiete im Dienst der unteren Landespflegebehörde zu betreuen.
Bei einer Exkursion im Herbst 1998 mit dem Biologen Peter Fasel kamen wir an Wiesen und Weiden vorbei mit einzeln stehenden Bäumen, sogenannten Hutebäumen, und sprachen über ihre nützliche und notwendige Funktion als Schattenspender für das Vieh sowie als Ansitz und Brutplatz für Vögel. Früher prägten sie das Westerwälder Landschaftsbild, aber in der neueren Zeit sind sie seltener geworden. Daraufhin beschlossen wir, auf der Viehweide in Neustadt ein paar Baumgruppen zu pflanzen.
An einem milden Wintertag im Januar 1999 war es soweit, nach Rücksprache mit dem Neustädter Bürgermeister und dem damaligen Pächter ging es ans Werk. Die Baumschule Werner in Breitscheid sponserte zehn junge, fast sechs Meter hohe Rotbuchen und dazu eine Reihe von Weißdorn- und Schlehenbüschen. Das Pflanzen und vor allem das Einzäunen war ziemlich schweißtreibend, so haben wir fünf Baumgruppen auf die Weide gestellt.
Die Umzäunung muß stabil sein, weil die Rinder den ganzen Tag (und die Nacht) Zeit haben, sich daran zu reiben und zu kratzen. So müssen regelmäßig Reparaturen durchgeführt, Querhölzer und Pfähle ersetzt werden, damit die Tiere die Stämme nicht erreichen können. Werden immer größere Teile der Rinde beschädigt, stirbt der Baum schließlich ab.
In den ersten Jahren dauert es lange, bis der Baum angewachsen ist, aber inzwischen ist doch ein Fortschritt zu erkennen. Bis die Bäume Schatten spenden können, wird es noch dauern. Die Vögel können früher schon von unserer Arbeit profitieren.