Wiesen, Weiden und auch ihre Brachestadien gehören zu den artenreichsten Lebensräumen bei uns. Nutzungsänderungen der letzten 30 Jahre wie Bebauung und Aufforstung haben diese Flächen verkleinert. Der katastrophale Rückgang ehemals typischer Tier- und Pflanzenarten ist in den hohen Lagen des Westerwaldes nicht in dem Umfang wie anderswo eingetreten, weil sich hier eine intensive Landwirtschaft kaum lohnt. So gibt es zwischen wachsenden Ortschaften und Gewerbegebieten immer noch die bunten Blumenwiesen mit zahlreichen Schmetterlingen. Hier herrscht nicht das allbekannte Einheitsgrün, denn es gibt sumpfige Stellen, Hochstauden und Gebüsche, wo Wiesenbrüter Ansitz zur Insektenjagd finden. Die Braunkehlchen treten stellenweise in hoher Bestandsdichte auf, die sogar deutschlandweit ihresgleichen sucht.
Für diese und andere Arten haben wir eine besondere Verantwortung, denn im gesamteuropäischen Verbreitungsgebiet sind sie selten geworden. So sind sie auch bei der Europäischen Union als FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat) ausgewiesen, das heißt besonders geschützte Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten. Der Erhalt dieser Biotope erfordert einige Anstrengungen, denn ihre Existenz verdanken sie der traditionellen extensiven Landwirtschaft, die nur noch von wenigen betrieben wird. Die Wiesenmahd und Beweidung wird im Hohen Westerwald ebenso wie im Nistertal vom Diplom-Geographen Markus Kunz gemanagt. Zum Glück gibt es einige Bauern und Schäfer, auf deren Tätigkeit er sich stützen kann, denn mit Fördermitteln allein ist die Arbeit nicht getan.
Bedingt durch hohe Niederschläge und flachwelliges Relief haben sich in den Senken des Westerwälder Hochplateaus Feuchtwiesen gebildet. Ihr Wert für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten ist inzwischen unumstritten, nachdem die Feuchtbiotope durch Kanalisierung und Entwässerung in vielen Regionen verschwunden sind. Bezeichnend für Feuchtwiesen mit Hochstaudenbrachen und kleinflächigen Sümpfen sind Vorkommen von Waldläusekraut, Breitblättrigem Knabenkraut, Trollblume, Himmelsleiter, Fieberklee und Sumpf-Blutauge.
Überdüngung ist die Hauptursache für den scheinbar unaufhaltsamen Artenverlust. Landschaften verarmen, weil übermäßig anfallende Güllemengen sowie intensive Landwirtschaft einige wenige schnellwüchsige Arten hochtreiben, die alle anderen verdrängen. Am Wiesenboden wird zu es schattig, kühl und feucht, wodurch wärmeliebende Wiesenbrüter und Schmetterlinge keine geeigneten Lebensbedingungen mehr vorfinden. Auf magerem Boden können nur Spezialisten gedeihen, die genau an den Standort angepaßt sind, oft bildet sich ein Mosaik aus zahlreichen Pflanzenarten heraus und mit ihnen kommen auch die verschiedensten Insekten und Vögel. Die typische Magerweide im Hohen Westerwald ist der Borstgrasrasen.